Was versteht man unter Coaching?

Nicht immer sind Psychologische Beratung, Coaching oder eine Psychotherapie klar voneinander abgrenzbar. Häufig beginnt die gemeinsame Arbeit mit einer Psychologischen Beratung und geht dann in ein Coaching über. Methoden und Techniken aus Beratung, Coaching und Psychotherapie greifen ineinander.

Abgrenzung zur Psychotherapie:  Die Psychotherapie hat ihren Schwerpunkt in der Diagnostik und Behandlung psychischer Erkrankungen. Das zu Grunde liegende Gesundheitsverständnis ist hier (noch) ein anderes: Der Patient ist krank und die Krankheit muss behandelt werden (Pathogenese). 

Psychologische Beratung

Psychologische Beratung konzentriert sich auf die Förderung von Gesundheit und persönlichem Wohlbefinden. Hier ist der Mensch kein Patient, sondern Klient.(Salutogenese). 

Es findet keine standardisierte Behandlung gegen eine Krankheit, sondern individuelle Beratung für den Erhalt des mentalen und körperlichen Wohlbefindens statt. Der Fokus liegt auf ganzheitlicher Ursachenforschung, Wissensvermittlung, konkreten Handlungsempfehlungen und Impulsen für den Umgang mit dem jeweiligen Problem, Konflikt oder Symptom. 

Coaching

Bei einem Coaching befinden sich Coach und Klient beide in einer Expertenfunktion. Coaches sind Experten für den Prozess; Klient:innen für ihr Erleben, ihre Wünsche, Ziele und ihre Ressourcen. Ein Coaching eignet sich besonders für Menschen, die genau wissen, woran Sie arbeiten bzw. worin Sie sich entwickeln möchten.

Hier geht es um die Begleitung innerhalb eines konkreten Veränderungsprozesses, der auf allen Ebenen (z.B. Partnerschaft/Persönliche oder Berufliche Entwicklung/ Gesundheit/ Familie/Sinn & Werte/Spiritualität) stattfinden kann. Die Integration und praktische Umsetzung gewonnener Erkenntnisse im eigenen Alltag stehen im Vordergrund. Coaching ist lösungs-und zukunftsorientiert. Persönliche Ziele dienen hier als Motivatoren und Antriebskraft und ermöglichen dadurch den Perspektiv-Shift weg vom Problemwälzen hin zum Lösungsdenken. Coaching stärkt  Selbstwirksamkeit, Eigenverantwortung und Selbstachtung. 

Patient:in vs. Klient:in

Im Setting der Psychotherapie geschieht es oft (unbeabsichtigt!), dass Menschen ihre Verantwortung an ihre Therapeut:innen abgeben. Die Rolle als Patient:in lässt Erwachsene oft in einem inneren-Kind-Modus regredieren, obwohl diese in ihrem Leben paradoxerweise genau unter jenem Modus leiden. Therapeut:innen werden schließlich zur Projektionsfläche und übernehmen die Mutter/Vater Rolle oder werden als allwissende Expert:innen betrachtet, die die „beste Lösung“ für „den kranken Patienten“ kennen.  Dieser Umstand mag von vielen Patient:innen tatsächlich als hilfreich empfunden werden, doch kann er (unbeabsichtigt!) die eigens erlernte Hilflosigkeit und damit verbundene Abhängigkeit von anderen Menschen stabilisieren. 

Im Rahmen von Beratung und Coaching werden Menschen vor allem darin unterstützt, ihr Leben aus dem Erwachsenen-Modus zu gestalten. Dafür ist (ähnlich wie in der Psychotherapie) oft eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit kindlichen Anteilen notwendig, jedoch geschieht diese gegenwartsbezogen unter dem Aspekt der Veränderung.  

Die zentrale Frage lautet:
Wie sehen Sie sich selbst? Sind Sie Patient:in oder Klient:in?

Wenn Sie sich als Patient:in betrachten, empfehle ich Ihnen die Vorstellung bei einer psychotherapeutischen Praxis.

Sehen Sie sich als Klient:in, stellt die Fähigkeit eigenverantwortlich reflektieren und handeln zu können, eine notwendige Voraussetzung für eine Psychologische Beratung und/oder ein Coaching dar. Ebenso sollte eine gewisses Maß an psychischer Stabilität vorhanden sein. 

Coaching konzentriert sich stark auf Veränderung. Für jede Form der Veränderung braucht es den tiefen Wunsch sich selbst wirklich zu verändern und die Bereitschaft diese Veränderung aktiv mitzugestalten, indem Wissen und gewonnene Erkenntnisse umgesetzt und nicht bloß „angesammelt“ werden.

Eine persönliche Anmerkung:

Sie können leider nicht alles im Leben kontrollieren, was Ihnen geschieht. Daher tragen Sie selbstverständlich auch nicht für alles, was Sie aktuell an Beschwerden und Problemen erleben, die alleinige Verantwortung. Viele Dinge, die Sie erlebt haben, haben Sie möglicherweise als ungerecht und sehr schmerzhaft empfunden. Für viele von diesen Dingen konnten Sie nichts – sie sind ohne Ihre Zustimmung geschehen. Sie können jedoch entscheiden, wie Sie jetzt mit den Dingen umgehen möchten, die Ihnen passiert sind. Sie haben die Wahl, wie Sie Ihren Zustand und sich selbst beurteilen möchten. Dazu stehen Ihnen jede Menge Möglichkeiten zur Verfügung. Es gibt eine Vielzahl an Angeboten, um sich selbst besser zu verstehen, den Körper zu spüren, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln, das wahre Selbst zu erforschen oder Beschwerden und Krankheiten zu behandeln. Keines der Angebote ist besser oder schlechter! Es liegt in Ihrer Verantwortung zu entscheiden, was Sie ausprobieren möchten und zu entscheiden welche Maßnahmen, Personen, Ansätze, und Methoden dafür in Frage kommen.

Wichtig ist nur: Entscheiden Sie.